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Full text of "Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten"

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MITTEILUNGEN 

der 

Münchner Entomologischen Gesellschaft 
(e.V.) 

XLIII. JAHRG. 1953 


Ausöegeben am 1. Juli 1953 


Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten*) 

von Erich Schmidt 
(Mit 4 Textabbildungen) 

Daß ich auf meiner vorjährigen Syrien -Türkei -Reise noch 
2 neuen Libellen begegnen würde, hätte ich mir vorher nicht 
träumen lassen. Beide kamen in beiden Ländern vor und sol- 
len hier kurz diagnostiziert werden unter dem Vorbehalt aus- 
führlicherer Beschreibungen zu gegebener Zeit. 

1. Ceriagrion Georg Frey; n. sp. (Abb. 1, 2) 

Über die Libelle, die wir heute Ceriagrion tenellum nennen, 
sagte Dr. F. Ris folgendes (1916, Mitteil. Ent Zürich 2, p. 108): 
„In unseren europäischen Katalogen stehen allerdings gerade 
die zwei bei uns vorkommenden scharlachroten Agrioniden noch 
in einer Gattung mit dem bezeichnenden Namen Pyrrhosoma 
zusammen, wie ich bestimmt glaube zu Unrecht: die eine ist 
ein völlig isolierter paläarktischer Typus, die andere dürfte als 
geographischer Ausläufer und Außenseiter zu einer äthiopisch- 
indischen Formenreihe gehören.“ Diese „andere“ ist offensicht- 
lich unsere vorgenannte Art, die nach der Literatur mediterran, 
vorwiegend im Westen, von Spanien, Südfrankreich, Algerien 
und Italien bis Kreta und Syrien, angeblich auch nach Ungarn 
und Kleinasien, reicht; in Mitteleuropa geht sie bis Holstein, 
nordwestlich bis Südengland. 

Wir haben uns in den vergangenen ca. 25 Jahren bemüht, 
Material der Art aus möglichst vielen Teilen ihres Verbreitungs- 
gebietes zu erhalten, hatten damit im Westen einigermaßen 

*) Mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft 


Mitteilungen d. Münchn. Ent. Ges. XLIII (1953) 


1 


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E. Schmidt; Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


Erfolg. Unser europäisches und algerisches Material hatten wir 
um 1942 gemessen, mit dem Erfolg, daß die Stücke aus Brindisi 
(Süditalien) durchschnittlich größer waren als alle anderen. Später 
(1951) hinzugekommenes Material aus Sizilien war teilweise 
(S) wenig kleiner, teils (9) aber noch etwas größer; 2 relativ 
große 99 aus Kreta (Abd. 27,2 — 27,6; Htfl. 19,5 - 19,7 mm) 
haben uns Vorjahren auch Vorgelegen. Nach der Rei n ig'schen 
Regel (Elimination und Selektion, G. Fischer, Jena 1938, p. 69; 
„Das Merkmal Körpergröße innerhalb einer Sippe nimmt bei 
allen Vielzellern vom Entstehungs- bzw. Ausbreitungszentrum 
bis zur absoluten Arealgrenze ausnahmslos ab") war zu schließen, 
daß diese Stücke aus Brindisi, Sizilien und Kreta dem Ent- 
stehungszentrum der Art näher liegen als die Mitteleuropäer, 
Spanier, Algerier. Wenn nun Dr. Ris recht haben sollte und 
die Reinig’sche Regel wirklich stimmt, so müßte vorderasia- 
tisches Material, das die Literatur ohne Größenangaben nennt, 
noch größer sein als die oben erwähnten größten Europäer: denn 
der Weg von der „äthiopisch-indischen Formenreihe“ zum west- 
mediterranen C. tenellum konnte nicht durch die Sahara, son- 
dern nur über den Orient gehen. 

Ich war daher sehr erfreut, als ich ein Ceriagrlon in Syrien 
(Nähr Sene, ca. 10 km nördl. Banias am mittelländischen Meer) 
zwar noch etwas juvenil am 21. u. 22. Mai, dann 4 Wochen 
später, am 16. Juni reichlicher und adult bei Sariseki (10 km 
nördl. Iskenderun) (= Alexandrette, von wo Selys [1887, Ann. 
Soc. Ent. Belg. 31, p. 48] 1 9 beschreibt; cf. Schmidt 1929, 
Tierwelt Mitteleuropas 4, p. 31) fand, das bei Lupenbetrachtung 
zunächt mit C. tenellum (Thoraxzeichnung) übereinzustimmen 
schien. Daß die Abdomenlänge der gesammelten Stücke sogar 
beträchtlich (im Durchschnitt 5 mm gegen europäische und ca. 
3 mm gegen den Durchschnitt aus Sizilien-Brindisi) größer war, 
konnte nicht überraschen, bestätigte vielmehr die Anschauungen 
von Ris und Reinig. Auffallend war zwar, daß in Sariseki 
die 99 an Zahl die o6 überwogen, was man bisher in Europa 
nicht fand; daß die 99 der Form d in Sariseki häufiger waren 
als die roten Formen, entspricht der Feststellung von Morton 
(1924, Trans. Ent. Soc. London, p. 34) für .den Huleh-See in 
Nordpalästina, während sie in Nähr Sene zu fehlen schienen; 
aber solchen Variationen der Häufigkeit der 9-Formen begeg- 
net man auch in Europa. 

Erstaunt war ich erst, als ich bei Betrachtung eines 9 unter 


E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


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dem Mikroskop hinter dem Prothorax 2 auffällige Blättchen der 
Lamina mesostigmalis fand (Abb. la), die mir von europäischen 
C. tenellum bisher unbekannt waren. Erwarten sollte man nun 
einen reciproken Unterschied der Analanhänge beim S (Abb. 





f^g 


Abb. 1. Ceriagrion sp., alles coli, m.; a — e C. Georgi Freyi n. sp., a — c 9 • 
d — e cT, Sariseki, Typen; a Lamina mesostimalis 9a, von links hinten, Lam. 
mes. Lamina mesostigmalis, ML. Mittellappen, HL. Hinterlappen des Protho- 
rax; b, c Kopfzeichnung, b 9«, c Qd; d, e Analanhänge, d von links, e von 
hinten; f — g C. tenellum Nielseni n. subsp. 9c, Abdomenende dorsal; f. Len- 
tini-Mellili, Sizilien, Tüte 2 ; g Sohn, Dalmatien, 9. 8. 30, leg. et ded W. Leonard. 


Id, e), aber es gelang noch nicht, derartiges zu fixieren; nur 
der Prothoraxhinterrand des S erscheint höher, weil er steiler 
als bei C. tenellum, fast vertikal auf dem Mittellappen aufge- 
richtet ist. Ein gemeinsamer Unterschied beider Geschlechter 
fand sich noch in der Kopfzeichnung: die bei C. tenellum auf 
dem Scheitel vorhandenen hellen Keilstrichelchen sind bei der 
vorderasiatischen Form dem Vorderozellus zu deutlich winklig 
verlängert (Abb. Ib, c). 

Eine sehr aufschlußreiche Beziehung zeigt sich aber in der 
Ausbildung der Dorsalzeichnung des 8. Abdominalsegments; sie 
findet sich nur beim 9 c, nicht bei den anderen Formen und 
schon gar nicht bei den sehr uniformen (JcJ. Sie hat geographische 
Bedeutung, indem die dorsale Rotfärbung des 8. Segments bei 
der vorderasiatischen (Abb. 2a, b), auch bei der sizilianisch- 
algerischen Form (Abb. 2c) auftritt, wodurch beide Formen ver- 


r 


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E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


wandtschaftlich einander näher rücken und letztere von den 
mitteleuropäisch-spanischen, bei denen dieses Segment dorsal 
überwiegend dunkel gefärbt ist (Abb. 2d— f), entfernen. Wichtig 
ist dann noch in diesem Zusammenhang, daß vom kontinentalen 
Griechenland und vom eigentlichen Kleinasien (das Zitat „Asie 



Abb, 2. Ceriagrion sp., Cc, Abd. Segm. 7—10 von links, coli, m.; a— b 
C. Georg Freyi n. sp.. Nähr Sene, a Tüte Nr. 6 (extreme Hellfärbung); b dto. 
Tüte Nr. 16 (extreme Dunkelfärbung); c C. lenellum Nielseni n. subsp., Misser- 

ghine, Süßwassertümpel nördl. Sebkha d’Oran, Westalgerien, Tüte Nr. 11; d f 

C. lenellum lenellum (de Villers); d binares de Riofrio, Prov. Salamanca, Spanien, 
Tüte Nr. 2 (extreme Hellfärbung); e Wahner Heide b. Bonn, Tüte Nr. 1 ; f. Vaug- 
renier b. Antibes, Cöte d'Azur, Südfrankreich, Tüte Nr. 1 (extreme Dunkel- 
färbung). 


mineure“ bei Selys 1887, I. c, p. 82, kann sich nur auf Alexan- 
drette beziehen) kein Ceriagrion gemeldet ist. So ist zwangs- 
läufig nach der Reinig'schen Regel eine Ceriagrion-¥ orva von 
Syrien (Sariseki-Alexandrette) in westlicher Richtung (? über 
Kreta) nach Sizilien-Brindisi gelangt, offenbar in Zeiten, als die 
vorgeschichtlichen Landbrücken noch bestanden. Das ist aber 
der Wanderweg, den Reinig (Sylleg. biol. Festschr. Kleinschmidt, 
1950, p. 372) für die Satyride Coenonympha pamphilus änge- 
deutet hat. 


E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


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Aber noch weiter läßt sich das Bild vervollständigen. Von 
Sizilien aus wäre das Ceriagrion — von hier aus strukturell und 
nach der Zeichnung zunächst unverändert — westlich nach 
Kleinafrika (Algerien) gekommen, nach der Reinig’schen Regel 
weiter verkleinert durch die Wanderung. Noch mehr verkleinert, 
aber ebenfalls sonst unverändert, gelangte die Form nach Dal- 
matien (und vielleicht nach Ungarn), wo sie rezent, von Sizilien 
disjunkt, lebt, ein etv/as rätselhaftes Vorkommen, das sich viel- 
leicht einmal aufklärt bei näherer Erforschung der Besiedlungs- 
geschichte des kontinentalen Italiens und Dalmatiens; denn heute 
lebt selbst im Süden Italiens eine Mischfonn, hier groß, im 
Norden kleiner, also von Süden nach Norden gewandert, aber 
wohl später, als die Wanderung nach Dalmatien erfolgte. Noch 
wissen wir viel zu wenig über Sardinien und Corsica; aus Sar- 
dinien liegen 2 eigenartige, leider juvenile und mäßig erhaltene 
99 (Abd. 25; Htfl. 17,5 — 18 mm) vor, offenbar nahe unserer 
Form 6, der wir hier zum ersten Mal begegnen, die neben a 
noch in Südfrankreich vorkommt, ohne a im Rheinland, sonst 
mir unbekannt! Form a scheint in Algerien am häufigsten und 
in Spanien und Dalmatien nicht selten zu sein, fehlt aber fast 
ganz in Italien; sonst ist c am häufigsten. 

Das taxonomische Ergebnis zeigt der nachfolgende Schlüssel. 
Die neue Art wird benannt zu Ehren von Herrn Konsul Georg 
Frey in München, dem hochherzigen Förderer entomologisch- 
taxonomischer Studien; die Unterart zu Ehren meines einstigen 
Reisekameraden, Herrn Dott. Cesare Nielsen in Bologna. 

Schlüssel der westpalaearktischen Ceriagrion 

1. Form mit längerem Abdomen: cf 28,5 — 31; 9 29,5 — 33; Htfl. (f 17,5 — 19; 
9 18,5 — 21,5 mm. Die hellen Keilstrichelchen des Scheitels winklig zum 
Vorderozellus verlängert (Abb. Ib, c). — cf* Prothoraxhinterrand steil auf- 
gerichtet, daher höher erscheinend, — 9 : Lamina mesostigmalis mit 2 quer- 
gestellten, aufrechten Blättchen, die das Niveau des Prothorax beträcht- 
lich überragen (Abb. la). 3 Formen des 9i <5en Formen a, c, d von C. fenel- 
lum entsprechend; Form c: Abd. Segm. 8 und 7 dorsal rot (Abb. 2a, b\ 

— Vorderasien in Nähe des mittelländischen Meeres. Syrien (Nähr Sene) 

und südl. Türkei (Sariseki, Typen, coli, m.) C. Georg Frcyi n. sp. 

2. Form mit kürzerem Abdomen: rf unter 28, 9 unter 29,5mm. Die hellen 
Keilstrichelchen des Scheitels kurz und kaum mit winkliger Verlängerung, 

— cf* Prothoraxhinterrand wenig aufgerichtet, — 9* Lamina mesostig- 

malis mit 2 niedrigen, das Niveau des Prothoraxhinterrandes kaum über- 
ragenden Blättchen. — Westmediterran (terra typica: „Habitat in Europa. 
In Gallia“J C. tcncllum (de Villers 1789] 


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E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


A. Größer: r/ Abd. 23,5— 27,5; HtfL 16— 18,3; O Abd. 25— 28,7; Htfl, 17bis 

20,3 mm. — 3 9 -Formen, den Formen a, c, d entsprechend. 9 c; Abd. 
Se»ra. 8 dorsal rot, lateral oder auch median mit schwarzem Längs- 
streif (Abb. If, g, 2c). — Sizilien (Typen aus Lentini-Mellili, Ost-Sizi- 
lien, coli, m.h Algerien, Dalmatien, (? Ungarn) 

C. tcnellum Nielseni n. subsp. 

B. Kleiner; cT Abd. 22,4—26,2; Htfl. 15—18,4; 9 Abd. 23,2— 28; Htfl. 16,5 
bis 20 mm. — 4 9 -Formen, a — d entsprechend, aber geographisch ver- 
schiedene Verteilung. 9 Abd. Segm. 8 dorsal dunkelgrünmetallisch 
(Abb. 2f oder apikal hell (Abb. 2e], selten weitere Aufhellung (Abb. 2d), 

Südfrankreich, Spanien, Mitteleuropa (? Süd-England). Italien ist 
Mischgebiet zwischen A und B. . . C. tenellum tenellum (de Villers) 


2. Gomphus Ubadschii n. sp. (Abb. 3, 4) 

Das war ein Rätselraten, als nach dem ersten Gomphus, 
der sich bei Darnascus und Horns in Syrien Anfang Mai gezeigt 



Abb. 3. Gomphus Ubadschii n. sp. (f\ Misis, Tüte Nr. 1 (Typus). 


E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


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hatte und, wie sich später herausstellte, richtig als G. Davidi 
Selys angesprochen wurde, ein zweiter Ende Mai bei Sedschar 
am Orontes hinzukam, dessen Thoraxzeichnung durchaus mit 
der unseres G. /7ayrpes Charp. übereinstimmte, mit dem Selys 
(L c. 1887, p. 30 f.) seinen G. Davidi verglichen hatte» Aber von 
der beträchtlichen lateralen Erweiterung der Abdominalsegmente 
7—9, die beim S sofort auffiel (Abb. 3). war mir aus Selys’ 
Beschreibung des G. Davidi nichts in Erinnerung» Wohl wußte 
ich um derartige Formen aus Nordamerika, besonders aus der 
Gomp/mrus-Gruppe, dem ostasiatischen Gomphus occiiltus Selys, 
sowie 2 Arten des tropisch-indischen Platygomphus^ aber von 
keiner westpaläarktischen derartigen Form» 

Unsere Art dürfte dem Gomphus occuUus Selys am nächsten 
stehen, von dem uns einige Stücke aus der Mandschurei vor- 
liegen. Aber auch unser G» flavipes Charp» steht ihr nahe, be- 
sonders auch nach der Form der relativ schlanken Hamuli po- 
steriores der (Needham 1930, Manual Drgfls. China, PI» VI, 
fig. 8a), die neben der Thoraxzeichnung diese 3 Arten miteinander 
verbindet; die Larve der neuen Art sieht der von G» flavipes 
äußerst ähnlich» Die 3 genannten Arten lassen sich folgender- 
maßen gegeneinander abgrenzen: 

1. Scheitel schwarz, mit je einem hellen Fleck außen an der Leiste. Abdo- 
men dorsal mit gelbem Medianstreif von Segment 1 bis meist 10 durch- 
laufend, an den Endringen schmal schwarz unterbrochen (Schmidt 1929 
1. c. Fig. 36b). — cf: rnit geringer lateraler Erweiterung von Abd. Segm. 
7 — 9. App. sup. wenig länger als Segm. 10. — $: Scheitelleiste: Schmidt 
1. c. Fig. 37 a. V. V. (1. c. Fig. 35 a III) mit 2 etwa gleichseitig dreieckigen 
Fortsätzen des 8. Sternits. — Mitteleuropa (Holland), Italien, Tessalien, 
bis zum Amur und der Mandschurei. — cT Abd. 32 — 39; Htfl. 28 — 32; 
2 Abd. 35—40; Htfl. 30—34 mm. G» flavipes (Charp. 1825) 



Abb, 4. Gomphus Ubadschii n, sp. cfi Misis, Tüte Nr. 1; Analanhänge; 
a dorsal, b von links. 


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E, Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


2. Scheitel schwarz, höchstens mit kleinem, gelbem Medianfleck hinter der 

Leiste. Abdomen dorsal mit Reihe schmaler, gelber, segmentaler Längs- 
flecke die breit schwarz an den Enden von Segm.^3 — 7 unterbrochen und 
auf 4—6 in je 2 segmentale Flecke aufgelöst ist. — cf'- mit starker, late- 
raler Erweiterung von Abd. Segm. 1—9, App. etwa doppelt so lang wie 
Segm. 10, schlank (N e e d h a m 1930 1. c. PL VI, fig. 8b). — 9 : Am Scheitel 
oft 2 helle rückwärts gerichtete Griffel. V. v. die 3eckigen Anhänge von 
Segm. 8 sind breiter als lang. — China, Mandschurei, cf Abd. 37—40; HtfL 
28 — 30; ^ Abd. 35 — 39; Htfl. 28 — 32 mm. G. occultus Selys 1878 

3. Scheitel schwarz, mit großem, gelbem Querfleck. Abdomen dorsal mit gelbem 
Medianstreif, der an den Endringen schmal unterbrochen ist (Abb, 3). — 
cf: mit starker lateraler Erweiterung von Abd. Segm. 7 — 9. App. etwa so 
lang wie Segm. 10, die sup. mit lateralem Vorsprung (Abb. 4). — 9: Scheitel 
ohne helle Griffel. V. v. wie bei G. flavipes, — Vorderasien: Syrien, südl. 
Türkei; ?Persien. — Abd. 31—37; Htfl. 25—30; 9 Abd. 32—40; Htfl. 

27 — 31 mm, G. Ubadschii n. sp. * 

Die neue Art muß im Nahen Osten südlich vom kilikischen { 
Taurus recht verbreitet sein. Sie wurde zuerst am mittleren 
Orontes bei Sedschar, El Khanndeq und vorher schon 1 9 bei 
Hama gefunden, ferner bei Dadat am Sadschur nicht weit von 
dessen Einmündung in den Euphrat, bei Meskene am Euphrat 
und eine Larvenhaut bei Dscherablus am Euphrat. Ich vermute, 
daß die von R. Martin (1912, in Morgan, Deleg. Perse, p. 6) 
sub nomine G. flavipes und G. Dauidi angegebenen Stücke aus 
Suse, Persien zugehörig sind. In der Türkei fand ich sie im Daphne- 
Tal südl. Antakya, bei Kirikhan (ca. 30 km sö. Iskenderun), bei 
Marasch und südl. davon am Aksu. Etwas zahlreicher war sie 
bei Misis am Dschihan (Typen). Die meisten Larvenhäute gab 
es am unteren Orontes bei Antakya, von wo wahrscheinlich 
der starke vom mittelländischen Meer fast ständig wehende Wind, 
der die Platanenbäume der Straße nach Iskenderun zu asyme- 
trischen Formen verbog, die Imagines den Orontes aufwärts fort- 
geblasen hatte, aber nicht die Exuvien von ihrer aus dicken, 
gebleichten Algenwatten bestehenden Unterlage am Orontes-Ufer 
abreißen konnte. 

Die syrischen Orontes-Stücke [S Abd. 35 — 37; Htfl. 27—30; 

9 Abd. 36—40; Htfl. 29 — 31) sind größer als die 2 Sö aus Euphrat- 
Nähe mit Abd. 31 ; Htfl. 25,6-26,5 mm. Die 13 S von Misis haben 
Abd. 31,5-33,6 (Mittel 32,56); Htfl. 25,7-28 (Mittel 27,02); 9 9 
haben Abd. 32.4—35,7 (Mittel 33,89); Htfl. 27,8— 29,6 (28,63). 

Die Art scheint also ihr Ausbreitungszenlrum am Orontes 
zu haben; sie scheint etwas kleiner zu sein als G. occultus. Sie 
wird benannt zu Ehren von Herrn Hamdi Oubaji, Ingenieur 


E. Schmidt: Zwei neue Libellen aus dem Nahen Osten 


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agricole, dem Begründer und mehrjährigen Direktor der staat- 
lichen Landwirtschaftsschale in der Ghuta östl. Damascus, der 
uns durch seinen hartnäckigen persönlichen Einsatz wesentlich 
zu einem arabischen Begleitbrief verhalf, ohne den wir das Land 
nicht hätten ungehindert durchstreifen können. 


Anschrift des Verfassers: 

Dr. Erich Schmidt, Bonn a. Rhein, Mozartstraße 22